Puls Ketamin – Neue Hoffnung in der Depressionstherapie

Di, 23.04.  |  16:15-16:45  |  SFinfo
Info / Dok, Schweiz 2024
Fast ein Drittel aller Menschen mit einer Depression stehen vor einem Dilemma: Weder Psychotherapien noch Antidepressiva helfen. Der neue Hoffnungsträger heisst Ketamin – als Nasenspray oder Infusion. Doch der Zugang zum als Partydroge verrufenen Narkotikum gleicht in der Schweiz einem Hürdenlauf.

Neue Hoffnung für Therapieresistente
Die Symptome einer Depression lassen sich oft mit Psychotherapien oder Medikamenten lindern. Aber nicht allen Betroffenen bringt dies die erhoffte Besserung: Rund 30 Prozent aller Menschen mit Depressionen gelten als therapieresistent. Ketamin hat sich für sie als alternatives Angebot mit guter Ansprechrate erwiesen. Ketamin wurde 1970 als Narkosemittel zugelassen und wird heute noch in Notfallsituationen und als Pferdebetäubungsmittel eingesetzt. Die Ketamin-Behandlung erfolgt als Infusion oder als Nasenspray und wird in vielen Kliniken der Schweiz angeboten.

Raus aus dem emotionalen Loch
Einer der grössten Vorteile von Ketamin: Es holt die Menschen aus ihrem tiefen, emotionalen Loch heraus. So erleben es auch Melanie und Sabine, die dem Alltag aufgrund ihrer Depressionen nicht mehr gewachsen waren. Während Melanie Ketamin-Infusionen erhält, wird Sabine mit dem Ketamin-Nasenspray «Spravato» therapiert, der seit 2020 in der Schweiz zugelassen ist. Die Wirkung beschreiben beide als lebensverändernd.

Partydroge als Depressionstherapie
Hoch dosiert kann Ketamin dissoziative oder halluzinogene Zustände verursachen, was ihr den zweifelhaften Ruf als Partydroge eingetragen hat. Entsprechend schwierig gestaltet sich der Zugang zu einer Ketamin-Therapie in der Schweiz. Das Nasenspray unterliegt einer kontrollierten Abgabe und darf nur in Anwesenheit eines Arztes oder einer Ärztin angewendet werden. Um diese Behandlung über die Grundversicherung abrechnen zu können, ist zudem eine Kostengutsprache von der Krankenkasse erforderlich. Die Ketamin-Infusion wird von der Krankenkasse nicht übernommen.

«Puls»-Chat zum Thema «Ketamin in der Depressionstherapie»
Prof. Gregor Hasler aus Fribourg, Prof. Anne Brühl aus Basel sowie der Chefarzt der Psychiatrische Dienste Aargau, Maxim Zavorotnyy, haben Ketamin nicht nur selbst erforscht, sie wissen auch zum Einsatz im klinischen Alltag bestens Bescheid. Alle drei sind ausgewiesene Fachpersonen beim Thema Depressionen im Allgemeinen und wissen am Montag von 21.00 bis 23.00 Uhr Rat – live im Chat. Fragen können vorab eingereicht werden.

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